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Die slowenische Buchbranche

Buchbranche in Zahlen

Laut der International Publishers Association (IPA) liegt Slowenien weltweit bei der Anzahl der veröffentlichten BĂŒcher pro eine Million Einwohner*innen an zweiter Stelle.

Nach der UnabhĂ€ngigkeit Sloweniens im Jahr 1991 haben sich fast alle Verlage erfolgreich auf eine offene Marktwirtschaft umgestellt, es wurden auch viele neue Verlage gegrĂŒndet. Zusammen mit der rasanten Entwicklung der Digitalisierungs- und Drucktechnologie trug dies dazu bei, die Zahl der neu herausgegebenen Publikationen zu erhöhen. Gleichzeitig ist es Slowenien gelungen, das traditionell dichte Netz öffentlicher Bibliotheken zu bewahren und weiterzuentwickeln. Deutlich mehr Leser*innen leihen BĂŒcher aus, als sie im Buchhandel kaufen.

In LĂ€ndern wie Spanien, Frankreich und Deutschland erscheinen aufgrund der deutlich grĂ¶ĂŸeren Zahl an Leser*innen und Autor*innen jĂ€hrlich mehr als 100.000 Neuerscheinungen, wĂ€hrend in kleinen MĂ€rkten wie Island, Slowenien, Litauen und Estland jĂ€hrlich nur 1.000 bis 3.000 neue Publikationen erscheinen. Rechnet man jedoch die Zahl der veröffentlichten BĂŒcher pro eine Million Einwohner*innen, sind kleine MĂ€rkte erfolgreicher als große. In Estland und Island beispielsweise wurden zwischen 2010 und 2015 jĂ€hrlich mehr als 2.000 Neuerscheinungen pro eine Million Einwohner*innen veröffentlicht, wĂ€hrend in Slowenien, Finnland und Norwegen jĂ€hrlich zwischen 1.500 und 2.000 Publikationen pro eine Million Einwohner*innen erschienen, was sie neben Großbritannien stellt. Aufgrund der geringen Anzahl von Autor*innen ist der slowenische Buchverlag, wie alle Ă€hnlich kleinen Buchbranchen, stark auf Übersetzungen angewiesen. So ist beispielsweise davon auszugehen, dass die Zahl erfolgreicher Krimiautor*innen in Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern höher sein wird als in Slowenien mit zwei Millionen Einwohner*innen. Daher wird in kleinen MĂ€rkten der Mangel an vielfĂ€ltiger heimischer Buchproduktion durch Übersetzungen kompensiert.

Seit der UnabhĂ€ngigkeit im Jahr 1991, als der Zugang zu BĂŒchern viel einfacher wurde, stellt die Zahl der Übersetzungen in Slowenien traditionell etwa ein FĂŒnftel der gesamten Buchproduktion dar: 1990 wurden in Slowenien 1.853 BĂŒcher und BroschĂŒren veröffentlicht, davon 154 Übersetzungen. Nach dem Jahr 2000 pendelte sich die Zahl der Übersetzungen auf etwa 30% der gesamten Buchproduktion ein. Im Bereich der Belletristik machen Übersetzungen mehr als die HĂ€lfte der gesamten Buchproduktion aus: Im Jahr 2020 waren von rund 1.800 Veröffentlichungen im Bereich der Belletristik 1.072 belletristische BĂŒcher auf Slowenisch, 409 Übersetzungen aus dem Englischen und 250 aus weiteren anderen Sprachen.

Öffentliche Bibliotheken und Buchhandlungen

In Slowenien ist die Zahl der Buchhandlungen traditionell gering, was höchstwahrscheinlich darauf zurĂŒckzufĂŒhren ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung in der Regel in StĂ€dten mit weniger als 5.000 Einwohner*innen lebte, sodass die Eröffnung einer Buchhandlung wirtschaftlich nicht tragbar war. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich weitere KanĂ€le fĂŒr den Vertrieb von BĂŒchern, so zum Beispiel der HaustĂŒrverkauf, der Versandhandel und Buchclubs. Die Wende erfolgte in der letzten Dekade des vorigen und der ersten Dekade dieses Jahrtausends, als einerseits der BĂŒchereinzelhandel mit dem Einzug der Digitalisierung und großen Einkaufszentren zunahm und andererseits das schnelle Wachstum des Online-Verkaufs beobachtet werden konnte. Der Online-Verkauf wurde durch die Pandemie nach 2020 weiter beschleunigt. Infolgedessen gib es in Slowenien heute nur noch zwei große Buch-/Schreibwarenketten (mit bis zu 50 Filialen) und eine kleine Kette (mit bis zu zehn Filialen). Die Zahl der unabhĂ€ngigen Buchhandlungen ist kleiner als zehn. Alle Verlage haben eigene Online- Shops, in denen sie – insbesondere die kleineren Verlage – meist mehr als die HĂ€lfte ihres Umsatzes erwirtschaften.

Digitalisierung

Der slowenische E-Book-Markt begann sich 2013 mit der GrĂŒndung von Biblos, einer Plattform zum Ausleihen von BĂŒchern, und der elektronischen Buchhandlung e-emka zu entwickeln.

Aufgrund der geringen GrĂ¶ĂŸe des Marktes gibt es fast keine privaten Investitionen in die Digitalisierung des Verlagswesens und der Großteil der Einnahmen stammt aus der Bibliotheksausleihe. Im Jahr 2021 waren 6.200 E-Books in slowenischer Sprache auf Biblos verfĂŒgbar, was einer Buchproduktion von ungefĂ€hr zwei Jahren entspricht. Die Zahl der Ausleihen dieser E-Books lag bei etwas mehr als 250.000. Dies entspricht etwa 2% aller Bibliotheksausleihen, was bedeutet, dass Bibliotheksbenutzer*innen BĂŒcher lieber auf dem Papier als am Bildschirm lesen. Der Hörbuchmarkt steckt in Slowenien noch in den Kinderschuhen. Erwartet wird nach 2023 aber ein deutlicheres Wachstum, auch in Bezug auf die Bibliotheksausleihe.

Lesegewohnheiten

Slowenien gehört in Bezug auf die Lesegewohnheiten nicht zu den am meisten entwickelten LĂ€ndern. In Slowenien gibt es das PhĂ€nomen, dass die Zahl der Leser seit der ersten Erhebung ĂŒber Lesegewohnheiten im Jahr 1979 bis zur letzten Erhebung im Jahr 2019 nicht wesentlich gestiegen ist.

Hinzu kommt, dass Slowenien in Bezug auf die Anzahl der BĂŒcher, die die Menschen zu Hause haben, im unteren Drittel der OECD MitgliedslĂ€nder liegt, und nur ein Drittel der Eltern liest ihren Kindern oft zu Hause vor, was sowohl fĂŒr die Kulturpolitik als auch fĂŒr das Verlagswesen eine Herausforderung darstellt. In den letzten zehn Jahren haben wir auch einen enormen Boom bei Bildschirmmedien erlebt, das Smartphone ist zu einem universellen GerĂ€t geworden, mit dem wir online einkaufen und Freizeit verbringen, Filme ansehen, Musik und HörbĂŒcher hören, Blogs, BĂŒcher, Zeitschriften, Social Media ĂŒberall und jederzeit lesen, und das wirkt sich natĂŒrlich auf unsere verfĂŒgbare Freizeit aus, die frĂŒher (auch) dem Lesen von BĂŒchern gewidmet war. Angesichts all dieser UmstĂ€nde ist die Situation in Slowenien bezĂŒglich der Lesegewohnheiten möglicherweise gar nicht so schlecht.